Schacholympiade 2008 in Dresden

Weitere Inhalte:
Simultantournee 2005
Simultantournee 2006
Simultantournee 2007
Simultantournee 2008
Infos für Ausrichter

Downloadangebote:

Poster Simultantournee
Download

Die deutschen Schach-Stars auf Tournee!

Das Salz in der Suppe einer jeden Sportart sind die Stars. Wer aber kennt die Stars im Schachsport? Bei der Schacholympiade in Deutschland sollen keine „no names“ spielen. Jeder soll die aktuellen Nationalspieler kennen. Zu diesem Zweck gibt es die Simultantournee des Deutschen Schachbundes, die bis zum Jahre 2008 durch 64 Städte Deutschlands touren wird. Aktuelle Spieler der deutschen Nationalmannschaft stellen sich der Öffentlichkeit, präsentieren sich und ihren Schachsport und werben für die Schacholympiade.
Interessierte Vereine haben sich als Tourneestation beworben um mit der öffentlichen Ausrichtung viel Aufmerksamkeit für sich und den Schachsport zu erzeugen. Einige Veranstaltungen werden zusätzlich durch andere Schachangebote wie Schnellschachturniere oder Jugendturniere erweitert. An den meisten Orten wird außerdem eine Kunstausstellung mit Bildern und Objekten des Kasseler Künstlers Bernd Besser zu sehen sein.

Bei einigen Veranstaltungen wird darüber hinaus der Bogen von den früheren Schacholympiaden zu heute geschlagen, indem deutsche Schachlegenden wie GM Wolfgang Uhlmann, GM Klaus Darga oder GM Hans-Joachim Hecht auftreten.
Und seit der Simultantournee 2007 spielt auch der Schach-Nachwuchs mit, die Mitglieder der Jugendolympiamannschaft wie z.B. Manuela Mader, Sarah Hooltund Sebastian Bogner

Die aktuelle Simultantournee 2008 können Sie hier mitverfolgen!

 

Bernd Besser begleitet Simultantournee auch 2008

/images/uploads/e0b0eaa3d6df49c6516f6dc5d8ede16e.jpgvon Axel Dohms

Schach ist als Motiv und Thema in der Sprach- und Bilderwelt und Literatur seit Jahrhunderten verankert. Bernd Bessers Arbeiten nehmen diese Tradition mit Respekt und Kenntnisreichtum in spielerischem Ernst auf. Sie sind von verführerischer Suggestionskraft.
Ihre ästhetische Herkunft aus dem Surrealismus ist unverkennbar. Nach der Montagetechnik eines seiner Gründerväter, Marcel Duchamps (1887 – 1968), sind die Materialien, zumeist Flohmarktartikel, zubereitet und folgen einer Richtschnur moderner Kunst, die Charles Baudelaire formuliert hat: Ich mache aus Dreck Gold.
Man könnte auch eine andere Traditionslinie ausziehen, die Concetto-Kunst des Barock, in der die illustrative Darstellung von Gedanken und die gedankliche Auseinandersetzung mit Bildern stattgefunden hat.
Ein drittes Erklärungsmuster wäre ein Satz von Goethe, glaube ich, der auf die Entstehung eines Mythos hinweist: Eine Sache wird durch ein Bild groß, ein Bild durch die Sache. Denn ständig ist bei Bessers Arbeiten zu fragen: Wo liegt ihr Ausgangspunkt, Bild, Idee oder Material?

 

/images/uploads/3d5c5da847ace19bd9596e4f764d4171.jpgUngeachtet alles dessen verwenden seine Objekte das dem Schach innewohnende Überredungspotential (Schwarz-Weiß-Kontrast, Bildachse, Spiegelbildlichkeit, Bild im Bild) und verleihen ihm neue Kontur (z. B. die Werke "Gegeneinander", ", "Dominanz der Spieler" – "Zusammenspiel", "Gedankenspiel" – "Die Auseinandersetzung", "Der Betrachter"). Sein Werk dokumentiert somit auch die Schnittstelle zwischen einem abgeschlossenen, schöpferischen Arbeitsprozess als End- und einem schöpferischen Auslegungsakt als Ausgangspunkt. Es stiftet durch farbliche Intensität, geometrische Strenge und thematische, historische Anspielungen einen Ideen-Horizont, in dem das Leben als Spiel und das Spiel als Leben erscheint.
Schach als Fluchtpunkt der Kreation und der Imagination. Ein Wettstreit der Assoziationen!


Kurzbiographie:
- Jahrgang 1946
- Mittlere Reife
- Zunächst Schaufensterdekorateur, weil es den Design-Studiengang noch nicht gab.
- 1965-70 Graphikstudium in Kassel
- 1970-72 Werbeagentur in Ulm
- 1973 Gründung einer eigenen Werbeagentur in Kassel. Arbeiten für große und kleine Unternehmen, Modeläden, Zeitungen; Mitarbeit an der Euthanasie-Ausstellung des Landeswohlfahrtverbandes 1990

Die Arbeiten von B. Besser wurden von Herrn E. Bedau photographiert, im Rahmen der Mörlebacher Festwoche

 

Interview mit Bernd Besser

Herr Besser, Ihre Kunstausstellung begleitet die Simultantournee des DSB bis Dresden 2008. Wie sind Sie auf das Motiv gekommen, und seit wann beschäftigen Sie sich damit?
Kurz gesagt: Schach mochte ich immer schon. Ich habe es als Schüler viel gespielt, angeregt von meinem Vater und gegen ihn, lange Zeit nur verloren, bis der Knoten platzte. Bei Schulschachmeisterschaften belegte ich vordere Plätze (3., 4., 5. Platz).

Auch im Verein aktiv?
Nie im Verein!

Sonst ein Kontakt mit Schach?
Meine Sammelleidenschaft. Ein Leben lang für die verschiedensten Objekte. 1998 erwarb ich mein erstes Schachspiel auf dem Flohmarkt. Es war handwerklich einfach schön. Daraus hat sich eine Kollektion von ca. 700 Stück ergeben, die Sie sich nachher im Keller gerne mal angucken dürfen. Darunter etliche Doppelexemplare, die mir die Frage aufgaben: Was fange ich mit denen an? Ich entschied mich dafür, plastische (in den Raum ausgreifende) Bilder zu machen. Ein erster Probelauf war eine Ausstellung in der Raiffeisenbank Baunatal, Dezember 2003.

Schön, das Umfeld Ihrer Schachbegeisterung ist abgesteckt. Wie kam es zum Kontakt mit dem DSB?
Mich hat Helmut Schumacher, Vorsitzender des Nordhessischen Schachverbands, bemerkt, weil er in Baunatal wohnt und von der erwähnten Ausstellung begeistert war. Es lief zu der Zeit die Olympiade-Bewerbung Dresdens. Sein Kommentar: "Sollte die Stadt den Zuschlag bekommen, reisen wir durch Deutschland, Bernd". Dazu kam es, und der nächste Schritt folgte wie von selbst: Die offizielle Olympiade-Vorstellung fand im Ramada Treff Kassel statt und wurde von einer Ausstellung meiner Arbeiten umrahmt.

 

/images/uploads/499191ae2f1ccf258988653cc13338f6.jpgIhre ästhetische Herkunft ist der Surrealismus, oder täusche ich mich?
Ach, wissen Sie, ich habe meine Dinge immer ohne Theorie, rein aus dem Bauch, gemacht. Doch es stimmt schon: Bei der nachträglichen Beschäftigung habe ich festgestellt, dass tatsächlich große Ähnlichkeiten gerade mit Marcel Duchamps bestehen, mit dem ich mich keinesfalls vergleichen will und kann.

Der war einer der surrealistischen Gründerväter, ein leidenschaftlicher Bildzertrümmerer, ein noch leidenschaftlicherer Schachspieler, der darüber fast seine Kunst und den Absinth vergaß. Droht Ihnen das gleiche Schicksal?
Nee!

Sie leben seit Ewigkeiten in Kassel. Welche Berührungen gibt es zur Documenta?
Die üblichen. Ich habe ein normales Kunstinteresse, mir dort als Studentische Aushilfskraft die eine oder andere Mark dazuverdient.

Was ist der Ausgangspunkt Ihrer Objekte: Idee, Bild oder Material?
Zweifellos die Idee. Die unterliegt einer längeren Inkubationszeit. Dann fange ich an, nach dem passenden Material zu fahnden und es nach Hause zu schleppen. Die eigentliche Anfertigung (Sägen, Streichen, Leimen usw.) geht bei mir schnell, in der Regel ein Tag.

Können Sie Ihren Arbeitsprozess noch näher beschreiben?
Nehmen Sie die Arbeit "mehr als ein Spiel". Da sind auch Zufälle im Spiel. Ich bekam ein Bild von Paul Wunderlich "Das Schachspiel" in die Hände, dann einen Text eines gewissen Hans Holländer "Minotaurus im kinetischen Labyrinth", in dem es beschrieben wird. Dieser Text mit Spassky-, Fischer- und anderen Zitaten bildet den Hintergrund, und darauf habe ich als Ausrufungszeichen eine originale Joop-Geschäftsmarke gesetzt.

 

/images/uploads/7be5942da4e9f895c271b5809556e3fd.jpgNochmals zu Duchamps. Seine "ready mades" sind Ihre Inspirationsquelle geworden?
Ja. Aber z. B. auch Vasarely mit seinen geometrischen Rhomben und Rauten finde ich toll. Ich habe kürzlich einer Frau eine Zimmerdeckenplatte mit diesem Motiv abgekauft, sie in meinem Atelier zersägt und bearbeitet, mit grauen und schwarzen Folien überklebt und daraus eine Hand mit Schachfiguren hervorragen lassen.

Genau: Es sind selten Menschen auf Ihren Bildern zu sehen, sondern Körperteile (Auge, Hand, Kopf, Büste usw.), die in den Bildmittelpunkt rücken. Eine Methode symbolischer Art?
Ich glaube schon.

Worin besteht für Sie der innere (künstlerische) Zusammenhang von Schach und Kunst?
Eine Schachpartie ist ein unendliches, sich ständig veränderndes Kaleidoskop und Kunst eine fixierte Konstellation mit unendlichen Deutungsmöglichkeiten. Reizt Sie das?
Durchaus.

Seit jeher streiten sich die Gelehrten: Was ist Schach? Sport, Wissenschaft, Kunst? Sieht man sich Ihre Ausstellung an, ist die Antwort naheliegend.
Es ist Kunst. Wobei mir schon hilft, dass ich vom Schachspiel eine kleine Ahnung habe.

 

/images/uploads/3ab9bbafcf1a7c85aa1668f91bb651dd.jpgGenauso umstritten ist, welche Fähigkeiten das Schachspiel am meisten erfordert: Wille zum Kampf, Rechenkraft, Phantasie / Kreativität? Ihre Einschätzung?
Für mich ist es ein optischer Reiz. Sehen Sie, ich spiele bei der Simultantournee gegen die Menschen, die am schnellsten verloren haben und verliere jedes Mal gründlich. Mir gefallen die Stellungen, aber ich kann sie nicht zu einem glücklichen Ende führen.

In Berlin findet derzeit eine Lasker-Ausstellung statt. Sie sind, wie ich höre, Mitglied der Lasker-Gesellschaft. Sind Arbeiten von Ihnen dort zu sehen?
Ja, schauen Sie hier: ein Vier-Farben-Druck seines bekannten Portraits.

Oh, sehr schön, beleuchtet das facettenreiche Multitalent: Mathematiker, Schachspieler, Künstler. Beschäftigt Sie Emanuel Lasker weiterhin?
Doch, doch. Ich habe derzeit sein Portrait, lediglich aus Schachfiguren zusammengesetzt, in Arbeit. Das muss ich auf dem Fußboden ausbreiten, um Licht und Schatten usw. auszutaxieren. In die Figuren müssen Bohrungen hinein, damit anschließend eine Verschraubung stattfinden kann. Die Anfertigung wird, ausnahmsweise, bei mir länger als einen Tag dauern.

Herzlichen Dank, Herr Besser, für die Führung durch Ihre Kunst-Gefilde.

Interview: Axel Dohms
Photos: E. Bedau

 

/images/uploads/4f93ebb3f9a78ab60d8c06e9ce0064f1.jpgDie Spieler der Nationalmannschaft finden Sie hier !