Schacholympiade 2008 in Dresden

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von O. Breitschädel

Dass bei einer Schachveranstaltung ebenfalls Schiedsrichter eingesetzt werden müssen, wissen indes nur wenige. Sei es bei einem Zweikampf, einem Mannschaftswettkampf oder einem großen Turnier mit mehreren hundert Teilnehmern. Bei einem Mannschaftswettkampf, in den Deutschen Ligen, spielen in der Regel acht Spieler der einen Mannschaft gegen acht Spieler einer anderen Mannschaft; da reicht normalerweise ein Unparteiischer aus.

Bei größeren Veranstaltungen werden entsprechend mehrere Schiedsrichter benötigt. Als Faustregel sollte bei einem Einzelwettbewerb pro 50 Spieler ein Schiedsrichter eingesetzt werden. In kritischen Phasen eines Wettkampfes, wenn z.B. an mehreren Brettern gleichzeitig Zeitnot aufkommt, darf der Schiedsrichter mehrere kompetente Hilfsschiedsrichter beauftragen, ihn zu unterstützen. Man kann diese Helfer mit den Linienrichter beim Fußball vergleichen.

Auch beim Schach gibt es Schiedsrichter, die einen Bekanntheitsgrad haben, der über das normale Maß hinaus geht. Der Berühmteste von allen ist wohl der Deutsche Schachgroßmeister Lothar Schmid. Der Bamberger hat sich bereits vor seinen Einsätzen als Schiedsrichter sowohl im Nah-, als auch im Fernschach einen Namen gemacht. So vertrat er Deutschland insgesamt bei 10 Schacholympiaden. Berühmt wurde er aber vor allem durch seinen Einsatz als Schiedsrichter bei der Weltmeisterschaft 1972 in Reykjavik zwischen Boris Spasski (UdSSR) und Robert Fischer (USA) (s. Foto unten)

 

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Ohne seine diplomatischen Geschicke und sein umsichtiges Verhalten wäre der Wettkampf vermutlich gar nicht erst zu Stande gekommen bzw. frühzeitig gescheitert, da Fischer ständig neue Forderungen an die Organisatoren stellte. Das Match wird auch heute noch, wegen des Kalten Krieges zwischen den USA und der damaligen UdSSR und der damit verbundenen Brisanz, zum Wettkampf des Jahrhunderts tituliert.

Lothar Schmid leitete darüber hinaus noch viele weitere hochkarätige Schachwettkämpfe als Schiedsrichter. Beim "Revanchewettkampf" 1992 in Jugoslawien zwischen Fischer und Spasski übernahm Lothar Schmid erneut den Part des Unparteiischen. Im Rahmen der Jugendschacholympiade 2005 in Novi Sad wurde Lothar Schmid für seine Verdienste zum "Schachschiedsrichter des Jahrhunderts" gekürt.

 

/images/uploads/c22b038baa9d45d07121f353979fe23e.jpgSchiedsrichter des Jahrhunderts: Lothar Schmid (Foto: Norbert Heymann auf chessgate)

















Im August 2008 findet in Deutschland mit der Schacholympiade eine der größten Sportveranstaltungen überhaupt statt. Es wird die Teilnahme von über 150 Nationen erwartet. Für diese Megaveranstaltung werden bis zu 140 Schiedsrichter im Einsatz sein, zum einen für die Partien der Olympiade selbst, zum anderen aber auch für die begleitenden Rahmenturniere. Von den leitenden Schiedsrichtern werden neben hervorragenden Regelkenntnissen auch gute Sprachkenntnisse gefordert, um sich bei Problemfällen mit den Spielern verständigen können. Viele Schiedsrichter werden daher aus ausländischen Förderationen stammen.

So unterschiedlich die beiden Sportarten Schach und Fußball sind, so unterschiedlich sind auch die Aufgaben der Schiedsrichter. Wer aber glaubt, es gäbe überhaupt keine Gemeinsamkeiten zwischen Fußball- und Schachschiedsrichtern, der irrt. Doch dazu später mehr.

Fußball ist bekanntlich ein sehr dynamisches Spiel. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an den Schiedsrichter, körperlich wie geistig. Er muss wie die Fußballspieler selber, Luft für 90 Minuten haben. Auch wenn ihm manche Sprints hinter dem Ball erspart bleiben. Gelegentlich muss seine Kondition auch noch für eine Verlängerung reichen. Kurzum, eine gute Konstitution ist für einen Fußballschiedsrichter unerlässlich. Aber körperliche Fitness alleine ist nicht ausreichend. Er muss auch schnell und konsequent handeln. Er muss unmittelbar nachdem es zu einem Regelverstoß auf dem Fußballplatz kam, die Pfeife in den Mund nehmen und seine Entscheidung hinsichtlich des Strafmaßes fällen.

Anders verhält es sich beim Schach. Zwar wir auch hier in der Regel keine Entscheidung getroffen, bevor nicht das Spiel unterbrochen wurde. Der Schiedsrichter hält hierzu die Uhren an und hat danach, im Gegensatz zum Fußball, wo die Entscheidung in Sekunden gefällt wird, relativ viel Zeit seine Entscheidung zu fällen. Es ist auch keine Seltenheit, dass es zu Diskussionen zwischen Schiedsrichter und den Spielern bzw. mit den Zuschauern kommt. Der Schiedsrichter hat dabei Gelegenheit sich noch weiter Informationen über den Problemfall einzuholen.

Umgekehrt kann auch ein Spieler das Spiel durch Anhalten der Uhr unterbrechen, wenn er der Meinung ist, dass sein Gegner eine Regelwidrigkeit begangen hat. In diesem Fall wird dann der Schiedsrichter hinzugeholt, der sich dann den Sachverhalt erklären lässt und danach seine Entscheidung fällt. Ferner kann ein Spieler die Uhr anhalten, wenn er beim Schiedsrichter einen Antrag entsprechend den Schachregeln stellen möchte. Hierzu gehört z.B. ein Antrag auf Remis aufgrund 3-facher Stellungswiederholung.

Körperliche Fitness ist für einen Schachschiedsrichter auf den ersten Blick weniger wichtig. "Die meiste Zeit sitzt er sowieso nur rum", hört man manchen Spötter sagen. In der Tat muss der Schachschiri nicht während der gesamten Partie auf den Beinen sein. Und Sprints muss er zwischenzeitlich auch nicht einlegen. Am besten haben es die Schiedsrichter bei Zweikämpfen, die nur ein einziges Brett zu "bewachen" haben. Ganz anders sieht es aber bei den Schiris gro?er Turniere aus, den so genannten Open. Hier müssen viele hundert Spieler betreut werden, es müssen oft viele Kilometer zurückgelegt werden. Und wenn an mehreren Brettern gleichzeitig Zeitnot aufkommt, wird es schnell einmal hektisch. Nicht zu vergessen, eine Partie dauert schon mal fünf bis sieben Stunden und ein Open kann über mehrere Tage gehen. Kurzum, auch beim Schach benötigt der Schiedsrichter eine gewisse Kondition.

Die "Arbeitszeit" eines Fußballschiedsrichters liegt bei 2x 45 Minuten, eventuell kommt eine Nachspielzeit bzw. eine Verlängerung hinzu. In dieser Zeit wird von ihm höchste Konzentration verlangt. Der Schachkollege ist nach dieser Zeit noch gar nicht richtig in Fahrt gekommen. Je nach Turnierart, ob es sich um einen Zwei-, einen Mannschaftskampf oder ein Open mit einigen hundert Teilnehmern handelt, ob es sich um Blitz-, Schnell- oder Normalschach handelt; je nach Veranstalter, ob es sich um den Weltschachverband FIDE, den Deutschen Schachbund, einen Landesverband oder einen Verein handelt, können die "Arbeitszeiten" des Schiedsrichters stark variieren. Der Verantwortungsbereich des Schiedsrichters erstreckt sich schon auf den Zeitraum vor dem eigentlichen Partiebeginn, bei größeren Open ist er z.B. für die Auslosung der Paarungen verantwortlich; er sorgt für gute Spielbedingungen und letztlich gibt er die Runde frei und startet gegebenenfalls die Uhren, falls die Spieler noch nicht anwesend sind. Nach dem Partiebeginn kann es der Schiedsrichter dann erstmal etwas ruhiger angehen lassen.

 

/images/uploads/7ab29acc4347bc30b774607a70b63936.jpgSven Noppes (Nationaler Schiedsrichter); zwischendurch bleibt auch mal etwas Zeit für andere Dinge..









Es folgen einige Kontrollgänge, um z.B. zu sehen, wer in Zeitnot geraten könnte (siehe Bilder unten. Gefordert wird er dann im höchsten Maße, wenn die Spieler in Zeitnot kommen, insbesondere, wenn beide Spieler einer Partie in Zeitnot geraten und von der Schreibpflicht entbunden sind. Während die Partien laufen, hat der Schiedsrichter für gute Spielbedingungen zu sorgen; im Schach bedeutet dies vor allem eine ruhige Spielatmosphäre. Er beaufsichtigt die Partien und hat für das Einhalten der Wettkampregeln zu sorgen. In Problemfällen wird von einem guten Schiedsrichter, neben den notwendigen Sachverständnis, ein gesundes Urteilsvermögen und absolute Objektivität verlangt.

Bei Verstößen gegen die Regeln stehen ihm dabei eine Vielzahl von Strafen zur Verfügung. Dies reicht von einer mündlichen Ermahnung, Zeitstrafen (Verkürzungen bzw. Verlängerungen der Bedenkzeit eines Spielers) bis hin zum Partieverlust. Im Extremfall kann der Schiedsrichter einen Spieler bei grob unsportlichen Vergehen, z.B. bei Betrugsversuchen, aus einem laufenden Turnier ausschließen, ähnlich der Funktion einer Roten Karte beim Fußball.

 

/images/uploads/8e151f40ea11def3b4fc37b5e2f02e4b.jpg...aber während der Partien gibt es viel zu tun: Sven Noppes notiert sich die verbrauchte Bedenkzeit und die Anzahl der gespielten Züge.












Damit stehen dem Schiedsrichter im Schach quantitativ ähnlich viele Bestrafungsmöglichkeiten zur Verfügung wie dem Fußball-Kollegen. Statt Gelber Karten gibt es mündliche Ermahnungen, statt Roter Karten gibt es den Turnierausschluss, statt Freistößen gibt es Zeitstrafen bzw. Zeitgutschriften und ein (verwandelter) Strafstoß kann im erweiterten Sinn, z.B. bei Mannschaftswettkämpfen mit Partieverlust für einen Spieler verglichen werden.

Die Schachbundesliga oder die 2008 in Dresden stattfindende Schacholympiade sind solche Mannschaftswettkämpfe. Bei Schacholympiaden sitzen sich bei den Herren jeweils 4 Spieler einer Mannschaft und bei den Damen jeweils 3 Spielerinnen gegenüber. Erklärt der Schiedsrichter die Partie eines Spielers bzw. einer Spielerin für verloren, ist dies für die gesamte Mannschaft wie ein Gegentreffer im Fußball.

Doch welches Vergehen führt dazu einen Spieler gleich mit Partieverlust zu bestrafen? Zum einen sind dies natürlich Betrugsfälle, wie die zu Hilfenahme von Schachliteratur oder eines Pocket-Computers und ähnliches. Der Schiedsrichter kann eine Partie aber auch auf andere Art und Weise als verloren werten. Nämlich dann, wenn bei einem Spieler während der Partie das Handy klingelt. Die Zunahme von Störungen durch Handyklingeln in Turniersälen und die Tatsache, dass Handys zum Missbrauch einladen, z.B. gibt es auch für Handys recht spielstarke Schachprogramme, haben die FIDE dazu veranlasst, dieses harte Strafmaß für Handyklingeln in die aktuellen Schachregeln mit aufzunehmen.

 

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Bei einer Bedenkzeit von weniger als 5 Minuten unterliegen die Spieler nicht mehr der Mitschreibpflicht, hier hilft der Schiedsrichter aus (links). Nach Ende der Partie unterzeichnen die Spieler die Partieformulare und übergeben die Originale dem Schiedsrichter (mitte). Die zwei sich gegenüberstehenden Könige in der Brettmitte zeigen das Remis an (rechts).





Das Jahr 2005 war für den Deutschen Fußball hinsichtlich seiner Schiedsrichter ein schwarzes Jahr. Die Skandale um die verschobenen Spiele durch die Schiedsrichter Hoyzer und Marks werden den Fußball bzw. Wetten rund um den Fußball nachhaltig verändern. So haben sich mehrere europäische Wettanbieter schnell auf ein Frühwarnsystem zur Vermeidung von Wettmanipulationen geeinigt.

Auch das Schach hat und hatte seine Skandale. Als Skandalwettkampf ist die Schachweltmeisterschaft zwischen dem damaligen Weltmeister Karpow und Kasparow 1984/1985 in die Schachgeschichte eingegangen. Nach der 48. Partie des Wettkampfes, zu einem Zeitpunkt, an dem der Herausforderer Kasparow den Wettkampf zu seinen Gunsten zu entscheiden drohte, wurde der Wettkampf durch den damaligen FIDE Präsidenten Florencio Campomanes abgebrochen. Karpow führte zwar noch mit 5:3, verlor aber die beiden letzten Partien und schien am Ende seiner Kräfte. In der Presse bekam "Campo" wegen seiner Parteinahme zu Gunsten Karpows den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Karpomanes".

Oberschiedsrichter Svetozar Gligoric (vielfacher jugoslawischer Landesmeister) wurde in diesem Zusammenhang vorgeworfen, auf der Seite von Campomanes bzw. Karpow zu stehen. So habe Gligoric nach der 48. Partie Campomanes telefonisch angerufen und ihn zum Abbruch gedrängt. Die genauen Hintergründe zu diesem Skandal sind bis heute nicht vollständig geklärt. Offiziell übernahm zwar Campomanes die Verantwortung für den Abbruch der Weltmeisterschaft, doch sprechen zahlreiche Hinweise dafür, dass der Abbruch von noch höherer Stelle beschlossen wurde: durch die damalige Führung der UdSSR. Doch ist kein Fall bekannt, bei dem ein Schiedsrichter alleine einen Skandal ausgelöst hat. Natürlich gab es auch beim Schach schon viele Fehl- bzw. umstrittene Entscheidungen durch Schiedsrichter, doch liegt dies in der Natur der Sache, da Entscheidungen durch Menschen gefällt werden und somit einer gewissen Subjektivität unterliegen.

 

/images/uploads/1646cd16f2565ab09b2df94e82043e9a.jpgFlorencio Campomanes (Fotoausschnitt: FIDE)















Welche weiteren Gemeinsamkeiten gibt es zwischen einem Schach- und einem Fußballschiedsrichter? Sowohl beim Fußball als auch beim Schach muss ein Schiedsrichter souverän auftreten und zu seiner Entscheidung stehen. Dabei muss der Fußballschiedsrichter oftmals, insbesondere bei Entscheidungen gegen die Heimmannschaft, ein gellendes Pfeifkonzert ertragen. Zusätzlich kommt es dann oftmals noch zu Beschimpfungen durch die beteiligten Spieler. Seiner Objektivität darf dies keinen Abriss tun.

Das Pfeifkonzert der Zuschauer bleibt dem Schachschiedsrichter Gott-sei-Dank erspart. Aber häufig genug kommt es zu regen Diskussionen mit den beiden betroffenen Spielern, dem Einen ist das Strafmaß zu mild, dem Anderen ist es zu hart. Oft genug mischen sich dann herumstehende Kiebitze in die Diskussionen mit ein. Wie beim Kollegen aus dem Fußball, gilt es auch für den Schachschiedsrichter, ein Höchstmaß an Objektivität zu zeigen. In der Regel zeigen sich die Schachspieler auch relativ schnell einsichtig und akzeptieren die Entscheidungen des Schiedsrichters. Es gibt aber auch immer wieder Spieler, die wegen umstrittener Entscheidungen gegen sich aus einem laufenden Turnier aussteigen.

Der Grund für die Uneinsichtigkeit einiger weniger Spieler ist nicht selten eine gewisse Regelunkenntnis. Damit ist nicht etwa gemeint, dass sie nicht wissen, wie die Figuren ziehen. Die Spielregeln kennt jeder, aber bei den so genannten Turnierregeln sieht die Sache anders aus. Auch wenn beim Schach der Schiedsrichter grundsätzlich genügend Zeit hat mit den Spielern zu reden und seine Entscheidung zu begründen, seine Aufgabe ist es nicht, den Spielern Regelunterricht zu geben.

Die FIDE-Schachregeln untergliedern sich in die Spielregeln und in die Turnierregeln. Während die Spielregeln das Wesen des Schachspiels, sowie die Gangart der Figuren beschreiben, regeln die Turnierregeln das Schachspiel unter Wettkampfbedingungen. So wird unter anderen der Umgang mit der Schachuhr erläutert, wie die Züge aufzuzeichnen sind und wie lange die Aufzeichnungspflicht gilt, welche Vorraussetzungen zu erfüllen sind, um ein Remis zu beantragen und welches Strafmaß für bestimmte Vergehen zu verhängen sind.

Ferner wird hier auch der Artikel 10.2 aufgeführt, der im Schachsport schon zu zahllosen Diskussionen führte. Nahezu 100% aller Fu?ballspieler und Fußballfans kennen die Abseitsregel, aber nur ca. 5% der Schachspieler kennen die Bedeutung des immens wichtigen Artikel 10.2. Dieser Artikel regelt die Rechte eines Spielers, dem für den gesamten Rest einer Partie nur noch zwei Minuten Bedenkzeit verbleiben. Der Spieler kann beim Schiedsrichter Remis beantragen, wenn er der Meinung ist, dass sein Gegner keine Gewinnversuche mit "rein schachlichen" Mitteln unternimmt, sondern ihn nur versucht "über die Zeit zu heben". Der Spieler muss dann in seiner verbleibenden Zeit dem Schiedsrichter demonstrieren, dass er dazu in der Lage ist, die Partie Remis zu halten. Es ist klar, dass die Entscheidungsfindung in manchen Fällen der subjektiven Auffassung des Schiedsrichters unterliegt und zu Diskussionen führen wird.

Wie sieht die Ausbildung eines Schachspielers zum Schiedsrichter aus? Das Ausbildungswesen im Schach ist deutlich einfacher strukturiert als im Fußball. Während sich ein Fußballschiedsrichter von Liga zu Liga "hochpfeifen" muss, er wird bei seinen Spielen von einem Schiedsrichterbeobachter bewertet und kann bei entsprechend positiver Bewertung in eine höhere Liga aufsteigen, wird ein Schachschiedsrichter in erster Linie nach der Art seiner Ausbildung eingesetzt.

Das Schiedsrichterwesen in Deutschland sieht drei Ausbildungsstufen vor: den Turnierleiter, der bei Turnieren auf Vereinsebene und in unteren Spielklassen zum Einsatz kommt; den Regionalen Schiedsrichter, der bevorzugt auf Landesverbandsebene eingesetzt wird und den Nationalen Schiedsrichter, der bevorzugt in den Bundesligen eingesetzt wird. Zu den Ausbildungsschwerpunkten gehören je nach Ausbildungsstufe Regelkunde, die Turnierordnung auf Landes- oder Bundesebene, Proteste und Verfahrungsfragen, sowie Fälle aus der Praxis. Am Ende einer jeden Ausbildung steht eine schriftliche und mündliche Prüfung. Leider stehen dem Deutschen Schachbund eher zu wenig als zu viele Schiedsrichter zur Verfügung.

Es kommen daher auch schon einmal Turnierleiter in höherklassigen Wettkämpfen zum Einsatz. Der Hauptgrund für den Schiedsrichtermangel liegt auf der Hand. Den meisten Schachspielern macht das Spielen mehr Spaß als das Schiedsen. Und dies ist bis ins hohe Alter möglich. Im Laufe von 5 Jahren hat jeder Schiedsrichter zur Lizenzbestätigung an einem Weiterbildungslehrgang teilzunehmen. Es werden hier vor allem Regeländerungen und Problemfälle aus der Turnierpraxis diskutiert. Letzteres stellt einen zentralen Punkt in der Weiterbildung dar, weil gerade hierbei ein intensiver Erfahrungsaustausch hinsichtlich Regelinterpretationen zwischen den Schiedsrichtern stattfindet. Diese Form der Nachbereitung von Problemfällen deckt sich mit denen der Fußball-Schiedsrichter, die ihre Problemfälle mittels Videoaufzeichnungen analysieren.

 

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Auf internationaler Ebene gibt es noch den FIDE- und den Internationalen Schiedsrichter. Bedingung für den Titel "FIDE-Schiedsrichter" ist die Erfahrung als Haupt- oder stellvertretender Schiedsrichter in mindestens vier Normenturnieren (z.B. bei größeren Internationalen Turnieren oder Nationale Einzelmeisterschaften). Ein FIDE-Schiedsrichter benötigt zum Erwerb des Titels "Internationaler Schiedsrichter" den Einsatz auf mindestens vier weiteren Normenturnieren. Darüber hinaus sind ausreichende Kenntnisse zweier FIDE-Sprachen notwendig (z.B. Deutsch und Englisch oder Russisch).

So sehr sich Schach und Fußball unterscheiden, so unterschiedlich die Tätigkeiten der Schiedsrichter auf dem ersten Blick sind, es gibt eine ganze Reihe von Berührungspunkten. Denn letztendlich haben alle Schiedsrichter eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen, dafür zu sorgen, dass ihre Wettkämpfe sportlich fair über die Bühne gebracht werden.