Schacholympiade 2008 in Dresden

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Schachverein Lauf

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Interview mit G. Petersammer

von Leni Nathrath

Zunächst einmal ganz herzlichen Dank für Ihre spontane Zusage zu diesem Interview! Seit Januar 2005 sind Sie Vorsitzender des Schachvereins Lauf. Wie hat das Ihr Leben verändert?
Das ist schwer zu sagen. Im Großen und Ganzen hat sich das Leben noch nicht sehr verändert, aber ich habe wesentlich mehr Termine als vorher und ich muss Sitzungen leiten und vieles als Hauptverantwortlicher organisieren.

Ist die Arbeit mehr geworden, als Sie gedacht haben?

Im Augenblick nicht, und darüber bin ich sehr froh , aber wenn nächstes Jahr größere Aktionen anstehen wie z.B. das Simultanturnier oder die 60-Jahr-Feier vom Schachverein Lauf, dann wird es natürlich schon sehr viel mehr werden.
Am 11. Mai hatten Sie den Schachgroßmeister Prusikin zu Gast. War es schwierig, ihn nach Lauf zu bringen?
Es war weniger schwierig, weil ich ihn persönlich in Forchheim kennen gelernt habe. Er ist allgemein sehr umgänglich und von daher war es relativ einfach. Leider ist nur die Aktion nicht so angekommen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Teilnahme war nicht so besonders groß und es bleibt abzuwarten, ob wir das in dieser Form weiterführen.
Viele Vereine kämpfen mit Mitgliederschwund. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Momentan müssen wir darüber nicht klagen. Wir haben zwar sehr viele ältere Mitglieder, aber durch unseren Jugendleiter Oliver Puschak kommen immer wieder viele Jugendliche dazu und es wird momentan auch viel in den Schulen Schach gespielt. In der Oskar-Sembach-Schule wie auch in der Kunigundenschule, wo ja unser 2.Vorsitzender Dietrich Berner Unterricht gibt bzw. Mittagsbetreuung macht, ist Schach durchaus attraktiv für Kinder und Jugendliche.
Nächste Woche spielen Sie am 26.Mai in der Endrunde in der Vereinspokalmeisterschaft .Bereiten Sie sich speziell darauf vor, studieren Sie z.B. Eröffnungsbibliotheken am Schachcomputer?
Ich würde mich manchmal gern vorbereiten, aber mir fehlt die Zeit dazu. Ich schau mir höchstens ein oder zwei Partien von meinen Gegnern an. Die meisten von ihnen kenne ich schon, so auch Wolfgang Hauenherm-Thoma. Das Pokalspiel gegen ihn findet übrigens nicht am 26.Mai statt, sondern ist in den Juni verschoben worden. Ansonsten würd ich sagen, dass ich viel nach Gefühl spiele. Das macht mir mehr Spaß als Theorie zu büffeln.
Waren Sie mit Ihrer Platzierung bei den Nürnberg Stadtmeisterschaften im Mai zufrieden?
Ach Gott, mit der Platzierung war ich so halbwegs zufrieden, zumal ich durch meine momentane DWZ-Zahl höher gesetzt war. Das ist natürlich schwer zu halten. Ich hätte allerdings in der letzten Runde gegen einen Jugendspieler gewinnen können, habe aber durch einen groben Patzer die Partie nur remis halten können. Dadurch habe ich eine Platzierung auf den ersten 20 Plätzen verpasst, habe aber wieder 3 Punkte erreicht wie im letzten Jahr.
Die Stadt Dresden hat den Zuschlag bekommen, 2008 die Schacholympiade auszurichten, die zweitgrößte olympische Veranstaltung seit den Olymp. Sommerspielen mit 150 teilnehmenden Nationen. Der Deutsche Schachbund möchte von 2005 - 2008 einen sog. Schachboom in Deutschland auslösen. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin des Deutschen Schachbundes möchte ich Sie natürlich fragen: Was bedeutet das speziell für Sie bzw. für den Schachverein Lauf?
Der Schachverein Lauf hat sich ja beworben, die Simultantournee nach Lauf zu holen und zwar anlässlich unseres 60-jährigen Jubiläums im nächsten Jahr. Wir haben auch schon die Zusage für Mai 2006. Welcher Großmeister dann simultan spielen wird, kann ich im Moment noch nicht sagen. Allgemein finde ich es sehr schön, dass die Schacholympiade in Deutschland stattfindet, wenn ich auch in den letzten Versammlungen gehört habe, dass es ein großes finanzielles Risiko für den Deutschen Schachbund und für die Stadt Dresden werden wird. Vor allem in Bayern gibt es da einige Skeptiker, die sich einerseits auch den Schachboom erhoffen, aber andererseits glauben, dass die Finanzierung nicht hundertprozentig sichergestellt ist. Falls der deutsche Schachbund sich dadurch verschulden sollte, tragen das alle Schachvereine leider mit, vor allem für kleine Vereine mit nur bis zu 20 Mitgliedern wäre das schlimm. Für mich selbst ist da viel zu tun in Hinsicht auf Räumlichkeiten organisieren, Großmeister unterbringen und Rahmenprogramme entwerfen ,aber da es der Werbung dient, habe ich es ja auch angestoßen, die Simultantournee nach Lauf zu holen. Weil ich auch Pressewart bin, kann ich Schach in der hiesigen Presse mehr publik machen.

Schach ist ja nicht gerade die Sportart No 1 in Deutschland. Erhoffen Sie sich da eine Wende durch den Schachboom bei der Olympiade?
Vielleicht eine kleine Wende, aber Schach wird immer eine Randsportart bleiben. Es wird kaum einen Stellenwert in Deutschland kriegen wie Fußball oder Tennis. Schach lebt aber auch wie andere Sportarten von Personen wie Kasparow oder Karpow. Wenn jetzt Deutschland einen Weltmeister hervorbringen würde, ja dann- oder wenn Deutschland die Schacholympiade 2008 gewinnen könnte, ja dann könnte es einen Boom geben, vor allem im Osten, wo Schach sowieso populärer ist als im Westen.
Schach ist eine vorwiegend männliche Domäne. Wie sieht es mit dem Frauenanteil in Ihrem Verein aus?
Ach du Schande, der ist sehr klein. In Deutschland liegt er bei 1-3 %. Wir haben in Lauf 3 weibliche Mitglieder und hatten auch schon einmal eine Stadt- und Vereinsmeisterin darunter, Dr. Kerstin Churt, die zur Zeit in Altensittenbach spielt.
D i e Nachricht Anfang März war Kasparows Rücktritt als Schachprofi. Können Sie das nachvollziehen?
Nachvollziehen ja, allerdings ist das sehr schade für den ganzen Schachsport. Nachvollziehen kann ich es deswegen, weil Gary Kasparow alles erreicht hat und nur noch in der Schachszene verlieren kann. Es gibt ja auch viele ältere Spieler, die aufhören zu spielen oder keine offiziellen Turniere mehr mitspielen, wenn sie merken, dass sie das Niveau nicht mehr halten können.
Nun ist er ja erst 41 Jahre alt und will sich jetzt der Politik in Moskau widmen. Viele behaupten, das sei nur ein PR-Gag und er würde wieder zurückkommen und sich seine Rückkehr fürstlich bezahlen lassen.
Das kann ich nicht ausschließen. Das trau ich ihm zu, dass er wieder anfängt und ich glaub auch nicht so ganz daran, dass er endgültig Schluss macht. Wenn einer mal auf der höheren Ebene Schach gespielt hat, dann kann er nicht so ohne weiteres aufhören.
Schachcomputer gewinnen immer mehr an Bedeutung. Mögen Sie Schachcomputer?
Die Antwort ist Jein. Ich mag sie, weil man immer einen Gegner vorfindet, Partien nachanalysieren , ein Archiv erstellen oder seine Fehler besser analysieren kann ,aber immer nur am Computer- also nein, da zieh ich den direkten menschlichen Gegner vor.
Das heißt, Sie spielen auch nicht Schach online am Server gegen andere, sondern ziehen das Brett direkt am Tisch vor?
Ja, im Internet spiele ich überhaupt nicht gegen andere, aber ich nutze natürliche die speziellen Schachprogramme wie Fritz8 oder chessbase.
Wo und wann haben Sie Schach gelernt?
Im Berufsgrundschuljahr, als ich meine Schreinerlehre begonnen habe. Im Foyer stand immer ein großer Tisch mit einem Schachbrett und ein 2-Zentner-schwerer beleibter Mann hat mit den Schülern gespielt. Einen nach dem anderen hat er schachmatt gesetzt. Dann hat er mich aufgefordert, aber ich habe gesagt: „Ich kann doch gar nicht Schach spielen.“ Er hat mir daraufhin die Züge gezeigt und die Figuren erklärt und ich habs bald gekonnt. Klar, ich hab fast immer verloren, aber es war trotzdem eine wunderschöne Zeit. Dann hab ich ein bisschen während meines Holztechnik-Studiums mit dem Computer gespielt und bin nach dem Umzug nach Lauf in den Schachverein Lauf gegangen. Es war mein erster Schachverein, wo ich Mitglied geworden bin.
Haben Sie noch weitere Hobbys außer Schachspielen?
Ja , ich mache gern Radtouren, wandere sehr gern und bin in der Kirche in Gesprächskreisen engagiert, komme aber durch die zeitliche Belastung durch Schach immer weniger dazu.
Am 10.Juni beginnt die Kirchweih in Ottensoos und der Schachclub Ottensoos wird dort auf der Kirchweih vier Tage lang eine Schachbude aufstellen. Man kann dort Blitzschachpartien à 5 Minuten spielen. An den ersten beiden Tischen bekommt fast jeder einen kleinen Preis. Am 3.Tisch sitzt man einem sehr guten Schachspieler gegenüber, die Partie wird anspruchsvoller verlaufen, aber dafür wird man bei Gewinn der Partie mit einem sehr schönen Preis belohnt. Werden Sie bzw. Ihre Clubkameraden dort auch hingehen?
Ja, auf jeden Fall. Ich finde die ganze Aktion einfach klasse. Das kann sogar für die Kirchweih von Vorteil sein, dass da viele Schachspieler nach Ottensoos kommen. Ich selbst werde natürlich dafür Werbung machen, so dass viele Schachfreunde von mir teilnehmen. Es ist zwar generell Urlaubszeit, aber es gibt da keine Schulferien, insofern bin ich ganz sicher, dass da viele an den Blitzschachpartien teilnehmen. Ich hoffe, dass ich auch unsere Spitzenspieler der ersten Mannschaft nach Ottensoos bewegen kann.
Herr Petersammer, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!