Schacholympiade 2008 in Dresden

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Zwei Großmeister im PAN

/images/uploads/af7707946d3c7e1b9cae8994713eb950.jpgvon Jochen Heimer

Insgesamt 61 Anhänger des königlichen Spiels waren am Freitag, 2.September der Einladung des Emmericher Schachclubs gefolgt, um den Großmeistern Klaus Bischoff und Leonid Kritz Paroli zu bieten. Im modernen Ambiente des Veranstaltungssaales drehten die beiden Schach – Nationalspieler unentwegt ihre Runden, während sich das Feld der Amateure aus Emmerich und den Nachbarvereinen nach und nach lichtete. Bauern, Springer und Türme mussten dutzendweise ihr Leben lassen und mancher Teilnehmer war noch in tiefes Nachdenken versunken, wenn der Großmeister nach seiner Runde wieder vor ihm auftauchte und seinerseits einen Zug in Sekundenschnelle finden musste.
Die Jugend des Emmericher Schachclubs war stark vertreten; manche zuschauenden Eltern waren verblüfft, dass ihr Sprössling stundenlang auf seinem Stuhl sitzen konnte und verbissen um einen Ausweg aus der meist verfahrenen Spielsituation kämpfte, ohne nach Pommes und Cola zu verlangen. Die Großmeister zeigten nämlich kein Erbarmen; jeder noch so kleine taktische Fehler wurde sofort ausgenutzt und strategisch kennen sie sich sowieso besser aus. Trotzdem waren es zwei Jugendliche, die Großmeister Leonid Kritz ein Remis abtrotzen konnten: Philipp Flören vom Schachclub Nierswalde und Lina Schmale vom Emmericher Schachclub spielten hervorragend.
Leonid gab im weiteren Verlauf nur nach ein weiteres Remis gegen Henk Karssen, Spieler der ersten Mannschaft des Emmericher SC, ab. Alle anderen Partien gewann er; auch das verbissen geführte Duell gegen den Vorsitzenden des Schachbundes NRW, Dr.Hans – Jürgen Weyer, der zuvor zusammen mit Bürgermeister Johannes Diks die Veranstaltung eröffnet hatte. 27 Siege und drei Unentschieden standen am Schluss für GM Kritz zu Buche; eine imponierende Bilanz für den jungen Spieler, der nach seinem Abitur zunächst versuchen will, im Schach nach vorne zu kommen.
Im Nachbarkreis drehte Großmeister Klaus Bischoff, ein erfahrener Kämpe der deutschen Nationalmannschaft, seine Runden. Den ersten Gegner setzte er bereits nach 10 Zügen matt und auch die Gesichter der anderen Amateurspieler wurden zusehens länger. Die letzten verbliebenen Kontrahenten waren dann nicht zu beneiden: Da Klaus Bischoff auch mehrfacher Deutscher Blitzschachmeister ist, und auch beim Gehen den Schnellgang einlegte, blieb kaum noch Zeit zum Nachdenken. 29 Siege und 2 Unentschieden lautete sine tolle Bilanz. Harald Frericks und Jürgen Bramkamp aus der ersten Manschaft des Emmericher Schachclubs waren die beiden Schachhelden, die dem Großmeister trotzen konnten.
Umrahmt wurde die Veranstaltung im wahrsten Wortsinne von den Werken des Künstlers Bernd Besser, dessen Ausstellung „Schachbilderwelten“ sich mit dem Schachspiel in allen möglichen Formen und Techniken auseinandersetzt und der die Schachsimultantournee des Deutschen Schachbundes begleitet. „Eine beeindruckende Werkschau“, fanden viele der Besucher. Dem Deutschen Schachbund hat es der Emmericher Schachclub auch zu verdanken, dass er nach schneller Bewerbung den Zuschlag als Veranstaltungsort erhielt; die Stadtsparkasse Emmerich und die Stadtwerke Emmerich sorgten für den finanziellen Rückhalt.


 

Schloß Moyland - ein Schachmekka?!

von Heinz Aldenhoven

Die Erinnerung lebt noch in den Köpfen der Schachfans: Im Oktober 2000 gab der damalige Schachweltmeister Alexander Khalifman im Schloss Moyland seine Visitenkarte ab. Am letzten Samstag folgten zwei Nationalspieler seinen Spuren: Klaus Bischoff und Leonid Kritz warben in diesem „königlichen Ambiente“ für die Schacholympiade 2008 in Dresden. Nicht ohne Grund also sah Bürgermeister Peter Driessen bei seiner Begrüßung hier im Schloss Moyland ein kleines „Schachmekka“ entstehen. Seine Einladung an den Deutschen Schachbund, an dieser Stätte demnächst einen Länderkampf gegen die Niederlande auszutragen, wurde vom Vorsitzenden des ausrichtenden Uedemer Schachclubs, Johannes Janßen, wohlwollend registriert.

Dann beherrschten die beiden Denk-Strategen das Terrain: In einem Doppel – Simultan demonstrierten sie ihren insgesamt 50 Kreis Klever Gegnern die Schönheit des königlichen Spiels, aber auch die gnadenlosen Konsequenzen, die einem Fehlzug folgen. Diese mussten 45 Amateure ziehen, als sie mal „einen kleinen Moment nicht aufgepasst hatten“. Immerhin retteten fünf Kämpen die Ehre der heimischen Schächer: H. Cloosters (Kranenburg), J. Schenk (Uedem), M. Glinzk (Viersen) und W. Fiederling (Kevelaer) remisierten; G. Barz aus Kempen ließ dem Großmeister Klaus Bischoff sogar das Nachsehen.

 

Uhrenhandicap oben drauf

/images/uploads/54d7bea86ca0d2421c56ca4f49ff4b21.jpgNach diesem zweiten Simultan der beiden Großmeister Klaus Bischoff und Leonid Kritz mussten sie zu einer dritten schweisstreibenden Aktion an die Bretter.

von Heinz Aldenhoven

Am darauf folgenden Sonntag endete dann die Werbe – Tournee des Deutschen Schachbundes, die am Freitag im Emmericher PAN – Kulturforum begonnen hatte, im Georgia Hotel Cleve. Dort setzen sich die beiden Schachriesen mit jeweils 10 Spitzenspielern des Kreises auseinander. Da hier – im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen – mit der Uhr gespielt wurde, war die Herausforderung für die Nationalspieler weitaus größer. Aber auch diese Aufgabe lösten sie souverän: Lediglich T. Hünnekes und W. Osterkamp (beide Kranenburg) trotzten Großmeister Klaus Bischoff ein Remis ab, während Leonid Kritz den Herren Zwikker (Uedem), Heimer und Freriks (beide Emmerich) ein Unentschieden erlauben musste. Zur Sensation wurde der Sieg von Stefan Arts vom Uedemer Schachclub, zumal der Student seinem namhaften Widerpart keine Chancen gelassen hatte.

Mit einem gemeinsamen Essen der beteiligten Spieler und Funktionäre klang die dreitägige, gelungene Großveranstaltung aus. Die ausrichtenden Vereine Emmerich und Uedem erhielten ihr verdientes Lob. Den Schirmherren (Stadtwerke Emmerich und Sparkasse Kleve), deren Engagement diese Veranstaltungsreihe erst ermöglichte, galt der Dank. Nicht unerwähnt blieb auch die Leistung von Theo Kerkhof, der im Hintergrund die Fäden gezogen hatte. Jetzt wartet das Organisationsteam auf die nächste Herausforderung: vielleicht ein Schach - Länderkampf „Deutschland gegen Holland“ auf Schloss Moyland?